Kann etwas für das Erwachen getan werden? Und wer tut da etwas?


Wie kann ein „Ich“, das nicht existiert, etwas für das Erwachen tun?


Die Aussage spiritueller Lehrer über die Nichtexistenz der „Person“ verursacht neben der Möglichkeit, an dieser Aussage tatsächlich zu erwachen, auch Verwirrung und Unverständnis bei Menschen auf dem Weg zur SELBSTverwirklichung. Die Vorstellung der Nichtexistenz der Person ist vielversprechend und oft faszinierend genug, um diese Aussage in das eigene Weltbild zu übernehmen und das Leben und Handeln daran auszurichten. Die Nichtexistenz der Person suggeriert ein Leben ohne Leid, denn wer soll da leiden, wenn es niemanden gibt? Und dieser Wunsch und die Hoffnung nach Leidfreiheit veranlasst viele Sucher ein Konzept von „Ich-losigkeit“ aus dieser Aussage zu machen und dann danach zu leben. Sie beginnen dann unter Umständen ihre Erfahrungen, die sie machen, nicht vollständig und ganzheitlich zu leben und zu verstehen, sondern schneiden einen ganz beträchtlichen Teil von sich ab, mit der inneren Begründung, dass es da niemanden gäbe, der etwas erfahren könne. Die Erfahrung wird dann subtil abgetan und nicht vollständig gelebt und integriert. Und meist sind es die unangenehmen Situationen, die auf diese Weise abgetan werden, um das jeweilige „schlechte“ Gefühl zu vermeiden, das auftauchen würde, wenn die Erfahrung volle Aufmerksamkeit bekommen würde. Wenn also jemand die Botschaft der Nichtexistenz der Person zu einem Konzept macht und danach lebt, ohne die Erfahrung der Nichtexistenz der Person gemacht zu haben, dann kann das Konzept zum Verdrängungsmechanismus werden, was zu gegebener Zeit zu viel Leid führen kann.

Wie deine Realität dir den Weg weist

Solange du dich selbst als „Jemanden“, als ein „Ich“, als eine bestimmte „Person“ erfährst mit Selbstbildern, Attributen und klaren Beschreibungen, solange solltest du eben diese Person würdigen, sie anerkennen, als das, was im jetzigen Moment deine Realität ist. Und darin steckt eine große Chance und Freude. Sei ganz diese Person, mit all deiner Aufmerksamkeit, Bewusstheit und Liebe und erforsche und verstehe sie ganzheitlich auf allen Ebenen, ein Verstehen mit Herz, Kopf und Körper. Du wirst sehen, wie Lebendigkeit einkehrt und eine bunte Vielfalt von Gefühlen, Emotionen und Empfindungen dein Sein bereichert. Sei jedoch hellwach und gewahr, um dich nicht in den Geschichten der Vergangenheit zu verstricken und dich darin zu verlieren. Lebe wachsame Hingabe und lass dir nichts entgehen über dich selbst. Erforsche dich selbst, Schicht für Schicht. Alle Unwissenheit verhindert SELBSTerkenntnis und SELBSTerkenntnis löscht alle Unwissenheit.

Du kannst dich entscheiden


Und solange du dich als Person erfährst, kannst du dich bewusst entscheiden für diesen Weg der Selbsterforschung, und diese Entscheidung ist ein Katalysator und wird dich früher oder später zur SELBSTerkenntnis führen. Insofern kannst du als Person etwas tun für deine SELBSverwirklichung. Das heißt nicht, dass du an die Existenz der Person glauben musst und sie damit manifestierst, sondern es geht darum, deine individuelle Erfahrung als deine momentane Realität ganz anzunehmen, sie zu begreifen und von dort aus den nächsten Schritt zu gehen.
Schlussendlich könnte gesagt werden: weder gibt es eine Person noch gibt es sie nicht, jeder Bewusstseinszustand hat seinen speziellen Ausdruck und seine eigene Erfahrung von Realität.
Im Moment des Erwachens, im Lichtes dessen, was du wirklich bist, wird die Welt und auch die Person als Illusion, als mentales Konstrukt durchschaut, sodass jegliche Identifikation mit der Person aufhört und das Zentrum des Bezuges, des Ich-Bezugs wegfällt. Du bist fortan deiner wahren Natur gewahr und die Person, von der du dachtest, dass du sie seist, taucht allenfalls als Erscheinung in DIR auf. Deine Individualität wird jedoch nicht verschwinden. Die individuellen Fähigkeiten hast du weiterhin im Zugriff, wirst sie allerdings dann nicht mehr für "persönliche" Ziele gebrauchen, sondern sie immer im Sinne der Ganzheitlichkeit einsetzen. Individualität wird als ein Ausdruck des EINEN erlebt, sodass die wundervolle Vielfalt in der Einheit entsteht.

Deine innere Haltung im Satsang

Wenn du also in einen Satsang gehst, gehe jedes mal frisch und neu dorthin, versuche die Worte des Lehrers jenseits von Verstand und Verstehen-Wollen auf den Grund deines Herzens fallen zu lassen und Transformation bewirken. Verweile möglichst ohne Erwartung und Vorstellung und vergiss alle Worte, wenn du den Satsang verlässt, grüble nicht darüber und halte nichts fest. Der Versuch den Satsang verstehen zu wollen und dann im Alltag anzuwenden, ist zumeist sehr anstrengend und erschöpfend. Mache also kein Konzept aus dem Gesagten, welches du dann im Alltag zu leben versuchst. Satsang ist dazu da, um zu erwachen, in dem Moment, in dem er stattfindet. Wenn er vorbei ist, will er nicht in Erinnerung bleiben. Satsang ist immer nur JETZT.

Hier kannst du unser Video zum Thema Ichlosigkeit sehen, und viele andere Fragen werden beantwortet.

https://www.youtube.com/watch?v=2KtGpSOQih4